„LebensFetzen“
Momente des Dankens in langjährigen Krankheitsverläufen.
„Erst die Kombination von Medikamenten und Therapietreue ermöglicht Heilung.“ Th. Discher
Die Sammlung der LebensFetzen bewahrt Lebensgeschichten, die Dr. Thomas Discher im Laufe seines Berufslebens als Arzt kenngelernt und maßgeblich mitgestaltet hat.
Als Infektiologe des Gießener Uniklinikums hat er über 20 Jahre Patientinnen und Patienten auf ihren langen, oft auch schwierigen Wegen durch ihre Krankheiten und damit auch durch ihr Leben begleitet.
Früh war Discher damit konfrontiert, dass seine Möglichkeiten als Arzt zu helfen und zu heilen grundlegend von der Kooperation der Patent*Innen und der Kooperation zwischen Arzt und Patient abhängig waren. Der soziale Aspekt seiner Arbeit stellte sich im Prozess der Heilung als genauso gewichtig heraus, wie die Möglichkeiten mit Medikamenten gegen die Krankheiten vor zu gehen.
Die in der Sammlung vereinten Objekte spiegeln Formen des Dankens im Fortgang der langjährigen Therapien. Sie sind so vielgestaltig wie die Menschen, die aus aller Welt ins Gießener Klinikum kamen. In jedem Objekt ist eine Geschichte geborgen. Einige wenige Geschichten hat Thomas Discher uns erzählt.
Der überwiegende Teil der Geschichten bleibt aber in den Objekten verborgen. Es ist den Betrachter*Innen überlassen, die Formen menschlicher Beziehungen darin zu entdecken.
Die Ausstellung fokussiert einzelnen Aspekte dieses Dankens, indem sie die Objekte in Gruppen zusammenstellt:
Support
Der Arzt kann helfen, muss die Patienten mit seinem Wissen und seiner sozialen Kompetenz unterstützen und führen. Die Patienten ihrerseits greifen auf stützende Geisteshaltungen zurück: u.a. Religionen, wie sie im Kreuz, Buddha oder Ikone symbolisiert sind; das Erdmännchen, das alles im Blick hat, oder eine PflegerIn, die Zuwendung und Sicherheit bietet.
Symbole der Krankheit
AIDS-Schleife, Pillen und die Malaria Mücke.
Trinkgewohnheiten
Der Umgang mit Genuss- und Suchtmitteln muss im Rahmen der Therapien geklärt werden. Die Behandlung von Süchten ist neben der eigentlichen Behandlung der Infektionserkrankung ausschlaggebend für den Therapieerfolg. Die Sammlung der Trinkgefäße spiegelt diesen Aspekt.
Retter
Der Arzt wird im Laufe der Therapie zu einem „Lebensretter“ – des nackten Lebens, aber auch der sozialen Lebensfähigkeit. Mit Hochachtung begegnen Patienten, Partner, oft auch Kinder dem Arzt, der in diesen existentiellen Situationen ein Weiterleben ermöglicht hat: u.a. Aristoteles (Hippokrates), Häuptling, Ashanti-Thron, Teppich…
Fürsorge
In einer Reihe von Mutter/Kind Darstellungen symbolisiert sich Fürsorge, die über das Maß einer „Behandlung“ hinausgreift.
Erotische Spannung
Der bewusste Umgang mit Sympathie und Antipathie gehören zum Handwerkszeug des Arztes – in manchen Objekten offenbart sich eine besondere Spannung. Granatapfel, Pferd…
Der Mensch Discher
Patient*Innen würdigen ihren Arzt, in dem sie den Menschen Discher hinter dem Arzt Discher erkennen: Fahrradfahrer und seine Begeisterung für Afrika …
Text: Dr.Susanne Liessegang