Neujahrs Brief 2023

Liebe Freundinnen und Freunde der Kunst im Uniklinikum Gießen,

in den Ausstellungen im Klinikum steht zurzeit der Mensch im Mittelpunkt.

Karsten Thormaehlen
Young at Heart
Kapellengang

Andreas Walther
zusammenwirken                                                                                                   Magistrale, Ebene 0

InsideOut
5 Jahre Psychosomatik
Magistrale, Ebene 3

Wir nehmen dies zum Anlass, über unsere Begegnung mit der Kunst und den Menschen nachzudenken.

Sind die Porträts der Hundertjährigen nicht zu schön? Ist darin das wahre Alter nicht völlig außeracht gelassen? Leugnen diese strahlenden Gesichter nicht die Beschränkungen, die Mühsal, den Schmerz und die Angst, die das Alter bestimmen?

Zeigt uns Andreas Walther nur eine Seite des Menschen: die Abgewandtheit, die Traurigkeit, etwas Melancholisches?

Die Menschen in den Körperporträts: sind es nicht zerrissene, chaotische, verletzte Menschen?

Wollen wir all das hier im Klinikum sehen? Diese scheinbar negative Seite der Medaille? Brauchen wir hier vielleicht andere Bilder?
Oder lassen uns die Bilder auch anderes sehen?

In den Porträts der Hundertjährigen strahlen uns die Augen an, die eine scheinbar unbeirrbare Lebendigkeit gegen alle Beschwernisse des Alters bezeugen. Darin scheint ein Rätsel auf, das in der Begegnung mit sehr alten Menschen verwundert: jener unglaubliche Lebens-Wille mitten und gegen alle Beschränkungen des Lebens.

Der sehr feine Blick von Andreas Walther lässt uns Menschen sehen, die etwas anderes sind als strahlende Fassaden, nämlich Menschen, die in ihrem Pendeln zwischen Innen und Außen in ein Geheimnisvolles ihres Lebens zurücksinken. Und wissen wir nicht alle, dass auch aus dieser Seite des Lebens unsere Lebendigkeit genährt wird?  Genauso wie sich in dem Überschwang der Verletztheit und Zerrissenheit der Körperporträts eine fast schon überbordende Kraft aufbäumt, die es ermöglicht, die Spur des eigenen Lebens zu finden.

Es scheint im Auge des Betrachters zu liegen, wie sich die so unterschiedlichen Bilder zeigen.

Diese Einsicht wäre banal und nicht der Rede wert, wenn sie nicht auch zum Anlass werden könnte, weiter zu schauen … die Sicht der anderen als Bereicherung meiner eigenen Möglichkeiten aufzugreifen.

Davon träume ich, dass die Kunst eine solche Möglichkeit eröffnet. Darauf hoffe ich, dass die Kunst ein Trainingsangebot ist, über die eigene Beschränktheit hinaus zu kommen. Darin sehe ich die Notwendigkeit, Kunst gerade hier an diesem Ort im Klinikum ins Spiel zu bringen. In einem Raum, in dem Menschen auf besondere Weise mit sich selbst konfrontiert sind. Einem Ort, an dem Menschen darauf vertrauen müssen, gesehen zu werden.

In diesem Sinne gehen wir auch in dieses Jahr 2023 mit der Hoffnung, dass die Kunst hier im Klinikum Grenzen öffnet, Ansichten verschiebt, glückliche Momente ermöglicht.


Wir grüßen Sie mit den besten Wünschen für Ihr höchsteigenes 2023
und freuen uns auf ein Wiedersehen

Ihre Susanne Ließegang
Ihre Renate Seeger-Brinkschmidt

Info:

Kunstgespräche
zu Andreas Walther:   21.2.2023, 19 Uhr, große Magistrale, Ebene 0
zu Karsten Thormaehlen: 28.2.2023, 19 Uhr, Kapellengang

Ausstellungen: https://freundeskreis-der-kunst-im-uniklinikum-giessen.de

Kontakt: susanne.liessegang@verwaltung.med.uni-giessen.de

renate.seeger@gmail.com


Zugangsbedingungen: FFP2 Maskenpflicht und tagesaktueller, negativer Covid-19 Antigenschnelltest.
bitte informieren Sie sich über die aktuellen Bedingungen unter
https://www.ukgm.de/ugm_2/deu/49525.html#03

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